O weh, wie kläglich führen sich die jungen Leute auf,
Owê wie jæmerlîche junge liute tuont,
Die einst so heiteren Gemütes waren!
Den ê vil hovelîchen ir gemüete stuont !
Die können heute nichts anderes als sich grämen. O weh, warum führen sie sich so auf?
Die kunnen niuwan sorgen: owê wie tuont si sô ?
Wohin ich mich auf dieser Welt wende, niemand ist heiter.
Swar ich zer werlte kêre, dâ ist nieman vrô:
Tanzen, Lachen, Singen geht vor lauter Sorgen verloren,
Tanzen, lachen, singen zergât mit sorgen gar:
Nie hat ein Christenmensch so klägliche Zeiten gesehen.
Nie kristenman gesach sô jæmerliche schar.
Seht auch an, was die Frauen für einen Kopfputz tragen!
Nû merkent wie den vrouwen ir gebende stât:
Die edlen Ritter tragen Bauernkittel.
Die stolzen ritter tragent an dörpellîche wât.
Wir haben ungute Briefe aus Rom bekommen,
Uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen,
Wir haben die Erlaubnis zu trauern und das Verbot,uns zu freuen, erhalten.
Uns ist erloubet trûren und vreude gar benomen.
Es tut mir unsäglich leid (früher lebten wir so gut),
Daz müet mich inneclîchen (wir lebeten ie vil wol)
Daß ich jetzt mein Lachen gegen Weinen eintauschen muß.
Daz ich nû für mîn lachen weinen kiesen sol.
[Selbst] die wilden Vögel betrübt unsere Klage;
Die vogele in der wilde betrüebet unser klage:
Ist es da ein Wunder, wenn ich darüber ganz verzweifelt bin?
Waz wunders ist ob ich dâ von an vreuden gar verzage ?
Was aber rede ich Tor da in meinem schlimmen Zorn?
Owê waz spriche ich tumber man durch mînen böesen zorn ?
Wer der [irdischen] Freude anhängt, hat die im Jenseits verloren.
Swer dirre wünne volget, hât jene dort verlorn.
Writer(s): Wolfgang Von Henko, Frank Andreas Wulff Raven, Walter (dp) Von Der Vogelweide
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